Das Wiederhören wert

Christian McBride / Edgar Meyer – „But Who's Gonna Play The Melody?“

von Sabine Kaufmann

Das Wiederhören wert
 
Ein rares Kontrabaß-Duo
 
Der Kontrabaß hat sich schon längst als klang- und charaktervolles Solo-Instrument etabliert. Schon immer unverzichtbar in klassischen Jazztrio-Besetzungen, als voluminöses Rückgrat von Orchestern und mehrfach im Duo mit einer Stimme wie bei Katharina Debus und Hanns Höhn in „Frau contra Bass“, Sinne Eeg und Thomas Fonnesbæk, Inga Lühning und André Nendza mit ihrer „Hodgepodge“-Reihe und dem Duo Lydia Schiller und David Andres. Musikerinnen wie Gina Schwarz, Nicki Parrott oder Caris Hermes haben ihrerseits Frauen-Power an dem wunderbar klangvollen Instrument manifestiert und Peter Kowald hat dem Kontrabaß für die Ewigkeit einen Platz im Free Jazz verschafft.
 
Zwei Kontrabässe im Duo, zumal wenn einer davon von Christian McBride gespielt wird, hatte ich noch nicht auf dem Plattenteller, umso neugieriger war ich auf das Klangerlebnis eines brandneuen Albums vom Label Mack Avenue mit dem vielsagenden Titel „But Who's Gonna Play The Melody?“. Das ist eine Kernfrage, wenn zwei solche gewichtigen Klangkörper aufeinander- besser: zusammentreffen.
In fünfzehn Stücken, bis auf vier von ihnen selbst komponiert, begegnen sich Christian McBride und Edgar Meyer mit Temperament und Virtuosität – auf Augenhöhe, lassen je zweimal den Baß stehen, um auch am Piano zu brillieren und für seltenen Ohrenschmaus zu sorgen. Sicher kann man nur von den vier Stücken Interlude #1, Bewitched, Bothered and Bewildered, Lullaby for a Ladybug und Interlude #2 sagen, wer den Baß-Part übernommen hat, weil es hier eindeutig ist. Genuß sind alle, allemal.
 
„Es besteht kein Zweifel, daß McBride einer der vielseitigsten Musiker der heutigen Szene ist“, heißt es im Promotion-Text und weiter: „Seine Zusammenarbeit reicht von Duetten mit dem angesehenen klassischen Bassisten Edgar Meyer und der Avantgarde (…)  - ganz zu schweigen von einer Vielzahl von Jazzmeistern wie Sonny Rollins und Freddie Hubbard, Pat Metheny und dem verstorbenen Chick Corea.“ The New Yorker bezeichnete Edgar Meyer als „…den bemerkenswertesten Virtuosen in der relativ unchronologischen Geschichte seines Instruments.“ Gemeinsam haben sie ein Album vorgelegt, das das Wiederhören wert ist. Und wer übernimmt nun die Melodie? Die Frage ist akademisch.
 
Christian McBride / Edgar Meyer – „But Who's Gonna Play The Melody?“
© 2024 Mack Avenue (CD)
 
1. Green Slime - 2. Barnyard Disturbance - 3. Bebop, of Course - 4. Bass Duo #1 - 5. Solar - 6. Canon - 7. Philly Slop - 8. Interlude #1 - 9. FRB 2DB - 10. Bewitched, Bothered and Bewildered - 11. Bass Duo #2 - 12. Lullaby for a Ladybug - 13. Days of Wine and Roses - 14. Interlude #2 - 15. Tennessee Blues
Gesamtzeit: 1:06:14
 
Weitere Informationen: www.mackavenue.com